Protokoll der Sitzung der Gemeindevertretung der Gemeinde Hohn

am 25. Juni 2015 um 19:30 Uhr

Verehrte Mitglieder und Freunde der BfH,

auf wiederholte Nachfragen aus unserem Mitgliederkreis veröffentlichen wir an dieser Stelle das Protokoll der letzten Gemeindevertretersitzung im Juni 2015. Wie die Tagesordnung ist ebenfalls die protokollarische Zusammenfassung kurz, äußerst knapp und wenig aussagefähig. Schon damals fehlte uns die Befassung mit dem Thema der Asylbewerber in Hohn. Und sei es "nur", um die Bewohner umfassend zu informieren und mit einzubeziehen. Leider scheint es so weiter zu gehen, wie die aktuelle Einladung des Planungsausschusses zeigt. Man stritt sich um die Finanzierung des sozialen Neubaus in Fockbek, also eine leblose Sache, aber beschäftigt sich nicht mit den Menschen, die dort ankommen. Das ist auch viel komplizierter.

Derzeit leben nach unseren Recherchen 74 Flüchtlinge im Dorf, das stolz darauf sein darf, dass die Unterbringung bisher ohne Probleme verläuft. Da der Flüchtlingsstrom weiter anhalten wird, muss mit weiteren 100 Zuweisungen, auch kurzfristig und ungeplant, gerechnet werden. Deshalb wäre es angezeigt, öffentlich die dauerhafte Unterbringung und Versorgung zu organisieren. Die momentane enge Wohnsituation trägt auf Dauer Sprengstoff in sich. Derzeit beschweren sich Anwohner nur leise. Doch es darf gar nicht so weit kommen, dass sie lautes Gehör finden. Glücklicherweise gibt es Hohner Bürger, die solchen Beschwerden entgegentreten.

Andererseits ist das Zusammenleben im Dorf wichtig und es sollte nach der Müllerära nicht neues Sprengpotenzial entstehen. Angesichts der Flüchtlingsströme insbesondere über die "Balkanroute" denke ich oft an die Familie meines Vaters, die aus Breslau kommend einen weiten Marsch über das Sudetenland, Bayern und Berlin schließlich nach Mecklenburg machen mussten, wo sie endlich ein Dach über dem Kopf fanden: mit 5 Personen auf dem Boden eines Bauernhauses ohne Licht und Wasser. Das bedeutete, wie für die Bauern selbst auch, waschen an der Pumpe auf dem Hof und abends Stalllaterne auf dem Tisch. Sie waren gebildete Städter mit gutem Auskommen, an elektrisches Licht und fließendes Wasser gewöhnt. Später bekamen sie die Möglichkeit, sich ein Haus zu bauen und bewirtschafteten ein Stück Land, was ihnen das tägliche Essen sicherte. So wurde aus meinem Großvater, dem wohlsituierten Schneidermeister und mittelständischem Kleinunternehmer, ein Bauer, und der Gymnasiast und Flakhelfer, mein Vater, lernte ein Gespann lenken, mit dem Pferd pflügen und Getreide dreschen. Das Gute damals war, dass die ganze Familie den Krieg überlebte und sich, auseinandergerissen, relativ schnell wiederfand. Heute lebt mein Vater in hohem Alter als Prof. em. auf der Insel Rügen.

So ähnlich geht es den Flüchtlingen derzeit. Sehr viele sind gut gebildet und wollen sich bei uns in die Gesellschaft einbringen. Anders als nach dem zweiten Weltkrieg müssen die meisten unsere Sprache lernen. Das ist bis jetzt in Hohn gut organisiert. Doch was wird, wenn der Flüchtlingsstrom weiter anhält? Ist die Gemeinde darauf vorbereitet? Ebenfalls anders als damals gelten fließend Wasser und Strom in der Unterkunft als selbstverständlich. Es gibt allerdings gerade unter den afrikanischen Flüchtlingen so einige, die das nicht kennen, die nicht wissen, wie ein WC funktioniert. Diese Menschen benötigen möglichst vom ersten Tag an eine Betreuung, durch die sie in das neue Leben geführt werden. Da viele von ihnen englisch sprechen, könnten sich die Betreuer zunächst in dieser Sprache verständigen.

Zur Versorgung von Flüchtlingen gehören so viele tagtägliche Kleinigkeiten wie Verpflegung, Bekleidung, die Möglichkeit zur täglichen Hygiene, ärztliche Betreuung, Sprache erlernen, die Kinder müssen in die Schule integriert werden usw. Das alles abzusichern, verdient die Hochachtung des gesamten Dorfes und erfordert täglich neues Engagement und Geld, das die Gemeinde aufbringen muss, mit oder ohne Unterstützung von Land und Bund.

Doch besonders wichtig ist es, die Menschen, die bei uns eine Zuflucht suchten, in "normalen" Wohnverhältnissen unterzubringen. Vor allem git das für die Familien oder Frauen und Männer mit Kindern, damit sie selbst ihr Leben organisieren können und so die Chance erhalten, die erlittenen Traumatas zu verarbeiten. Denn: Auch sie kommen aus Kriegsgebieten, wie die deutschen Flüchtlinge vor vielen Jahren. Das betrifft damals wie heute Hohn und man sollte sich daran erinnern.

Die nächste Kommunalwahl steht vor der Tür und wird die Messlatte für die Tätigkeit der Gemeindevertreter in Hohn.

Mit freundlichen Grüßen

Dipl.- Ing. Sylke Wegener