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Hohn, das Dorf, welches Pensionäre aus ganz Deutschland anzieht
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So beschrieb die BfH in ihrem Entwicklungskonzept eine der vielen Möglichkeiten für die Zukunft des Dorfes. Dieses Thema suchten wir auf Grund aktueller Wortmeldungen heraus, um es als Erstes inhaltlich zu vertiefen. Heute beschäftigen wir uns mit der Infrastruktur des Dorfes, unter welchen Gesichtspunkten sie bewertet werden sollte und wie daraus die Schlüsse für die zukünftige Dorfentwicklung mit dem Schwerpunkt Altenwohnen gezogen und umgesetzt werden können. Hier der nächste, noch allgemeine Abschnitt zum Thema "Hohn für die alte Generation". Die später nachfolgenden Checklisten für die Infrastrukturbeurteilung lassen sich besser beurteilen, wenn wir uns gemeinsam die Situation der neuen Alten ansehen.

1. Allgemeines zur Entwicklung der älteren Menschen 60+

Zunächst gilt es zu beachten, dass der Anteil an Frauen, die im Alter und insbesondere im hohen Alter allein leben, wesentlich höher ist, als der der Singlemänner. Das liegt neben der höheren Lebenserwartung der Frauen vor allem daran, dass Männer in aller Regel mit jüngeren Frauen verheiratet sind und von diesen überlebt werden. Ältere Frauen gehen auch viel seltener nochmals eine Ehe ein oder eine eheähnliche Lebenspartnerschaft. Deshalb leben sie häufiger in kleineren Wohnungen allein oder in Einrichtungen für das Altenwohnen. Die kleineren Wohnungen sind auch durch die Unterschiede in der Höhe der Renten und Pensionen bedingt. Frauen 60+ verfügen durchschnittlich nur über 50% der Alterseinkünfte der Männer, in den neuen Bundesländern etwas mehr. In Zukunft wird wahrscheinlich die Vielfalt an Formen des Zusammenlebens im Alter zunehmen. Auf jeden Fall steigt im Alter das Risiko einer Erkrankung und das Risiko des Sterbens.

In der Gründungspräambel der Weltgesundheitsorganisation (1946) wird Gesundheit definiert als ein „Zustand vollkommenden körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht allein das Fehlen von Krankheit und Gebrechen“ (Waller 2002: 11). Hinzu treten neuere Gesundheitsmodelle, welche neben krankheitsbezogenen Kriterien auch soziale Aspekte enthalten. Im sozialen Bezugssystem steht die Frage im Vordergrund, wie Menschen den Gesundheits- oder Krankheitszustand erleben. Das individuelle Gesundheitsempfinden, die Bemühungen zur Krankheitsbewältigung, Lebenszufriedenheit, Gesundheitsverhalten und soziale Aktivitäten rücken in den Mittelpunkt (vgl. Tesch-Römer, Wurm 2009b: 12). In genau dieser Definition liegen potenzielle Entwicklungschancen und Herausforderungen für eine zukunftsorientierte Dorfentwicklung.

Die Herstellung von gesundheitlicher Chancengleichheit unter Mitgestaltung der Bewohner 60+ sollte zukünftig im Mittelpunkt stehen, wenn es um die Gestaltung der Infrastruktur des Dorfes geht. Das betrifft den Abbau von gesundheitlichen Belastungen wie den Aufbau von Kompetenzen und Fähigkeiten aller Dorfbewohner zur Gestaltung eines gesunden Lebensumfeldes zum Wohlfühlen. Die Gemeindevertretung wird gefordert sein, ein Wohlfühlklima im Dorf zu schaffen, was vor allem eine Herausforderung für die KWG als starke politische Kraft bedeuten wird, deren Mitglieder immer noch ihre Hauptaufgabe in Negativkritik und Herabwürdigung sehen, wie die Äußerungen zu "Hohn als Dorf der Alten" in aller Deutlichkeit zeigen. Doch auch ihre Kraft wird benötigt, um bestehende soziale, ökonomische, infrastrukturelle und gesundheitliche Defizite im Dorf zu beseitigen. Dazu können sicher die ortsansässigen Ärzte und Apotheker beratend zur Seite stehen. Sie kennen die infrastrukturellen Problemlagen für die Menschen 60+ und wie sie sich im Leben ihrer Patienten und Kunden auswirken.

Die Menschen 60+ geben ihr Einkommen für den Konsum aus. Der größte Teil entfällt auf den Bereich Wohnen, Wohnungsinstandhaltung und Energie und steigt mit zunehmendem Alter an. Hier ist es an der Gemeinde, durch eine stabile Versorgung mit Elektroenergie und Wärme zu stabil günstigen Preisen. Diesem Thema widmete sich die Gemeindevertretung bisher überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil: Durch die Beteiligung an der Eon- Netz AG zu einem garantierten, deutlich über dem Marktwert liegenden Zinssatz hatte sie mit zu teuren Elektroenergiepreisen beigetragen und zu ihrer Stabilisierung auf extrem hohem Niveau. Nun ist Hohn nur ein kleines Dorf im Verhältnis zum gesamten Schleswig- Holstein. Warum soll man das Geld also nicht mitnehmen, wenn man die Sache an sich ohnehin nicht verhindern kann? Aber ein politisches Signal der Ablehnung solcher Geschäftspraktiken zu Lasten der Bürger wäre damals wichtig gewesen und dürfte in Zukunft noch wichtiger werden, weil die Menschen bei der Wahl ihres Alterswohnsitzes besonders achtsam sind und darauf hören, ob die Gesinnung der Gemeindevertretung bürgerfreundlich oder bürgerabzockend ist. Nach dem Wohnen wird das Geld der Alten 60+ vor allem für Nahrungsmittel, Getränke und Tabak ausgegeben. Mit zunehmendem Alter nehmen die Ausgaben für Gesundheit und Pflege zu, zu denen auch der große Bereich der Wellnessangebote gehört, die genutzt werden.

Mit dem Übergang in den Ruhestand kommt es zumeist zu einer Ausweitung der Freizeitaktivitäten. Es werden neue Schwerpunkte gesetzt durch Aufnahme neuer Aktivitäten, für die vorher keine Zeit war, oder bestehende Freizeitaktivitäten ausgeweitet. Je nach Art der beruflichen Tätigkeit können diese zum Teil jetzt als Hobby fortgesetzt werden wie Schneidern, Schreiben, Musizieren, oder frühere Verpflichtungen wie Gartenarbeit und Einkaufen, Kinderbetreuung werden jetzt als Freizeitaktivitäten wahrgenommen.

Wichtig für die zukünftige Dorfentwicklung: Die neuen Alten wollen kommunizieren! Dazu bedarf es der Gestaltung von entsprechenden Treffpunkten im öffentlichen Raum. Momentan sind es vor allem die Bäcker oder man trifft sich bei Topkauf. Doch das reicht nicht aus. Die Menschen 60+ lieben die öffentliche politische Auseinandersetzung um die Dorfentwicklung und wollen ihre Meinung dazu äußern, sie wollen mit Jüngeren reden und als Ratgeber gefragt sein, selbst um Rat fragen können und gegebenenfalls Trost und Zuspruch geben und erhalten.

Fazit: Wenn Hohn im Älterwerden der Gesellschaft eine Chance für seine eigene Entwicklung ergreifen will, muss sich das Dorf mit seinen heutigen Bewohnern nach außen, über die Grenzen des Amtes hinaus, öffnen und neue Bewohner willkommen heißen, mit ihnen reden, sich freuen, mitfühlen, kurz:

Miteinander Leben

Dipl.- Ing. Sylke Wegener