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Der Deutsche Bundespräsident - vom "Wullfen" zum "Gaucken"?

Also "Wullfen" dürfte man jetzt definieren als "Schnäppchenjagd" um jeden Preis und intransparente Freundschaften und Partnerschaften. "Gaucken" hat wohl mehr mit Verfolgung und Selbstverliebtheit zu tun. Hier einige öffentliche Zitate zu den beiden so unterschiedlichen Präsidenten bzw. -kandidaten:

I. Die Hatz auf Christian Wulff

"Selbst entlegenste Käseblättchen trauten sich mutig auf den zum Abschuss freigegebenen voller Entrüstung mit zuballern. Es war Usus geworden im Dorf der Rechtschaffenen. Die "ehrliche Empörung" hatte ein Ziel sich auszutoben. Umzingelt von ehrenhaften Verlautbarern, gab es kein Entrinnen. Die Scheinheiligkeit der Vielen wurde einem Scheinheiligen zum Verhängnis.

Dass Christian Wulff nicht der Ehrenmann war den er darstellte, war seit langem klar. Doch die kindische Aufgebrachtheit und psychelnde Häme der versammelten Durchblicker war gar oft peinlich bis ekelig. Dass er als aktiver Mitspieler im Privilegienstadel auffällig sein sollte, hat ihn wohl selbst überrascht. Tja, als Volkes hohes Aushängeschild muss man eben besser sein als vermutet.

Stefan Sasse fasste das zusammen und schrieb:
"Wulff ist eigentlich ein äußerst ungeeigneter Posterboy für das Anprangern und Verantwortlichmachen von politischer Korruption. Hat er sich der Vorteilnahme schuldig gemacht? Ohne Zweifel. Ist er ein Einzelfall? Mit Sicherheit nicht. Sind seine Verfehlungen besonders schlimm? Keinesfalls. Und genau das ist das Problem, das ich mit dem kompletten Fall Wulff habe. Wulffs Verfehlungen, die vor allem in der Masse und der scheibchenhaften Veröffentlichung überhaupt erst ein wahrnehmbares Maß erreichen, sind genauso wie die Person selbst Mittelmaß. Es handelt sich um kleine, persönliche Vergünstigungen, und die Vorstellung, dass sie im Austausch für politische Handlungen erlangt wurden ist geradezu absurd; man darf doch hoffen, dass Wulff sich so billig nicht verkaufen würde. Es ist unendlich schade, dass sich der Fokus der Aufmerksamkeit nicht auf einen Politiker richtet, dessen Handlungen wirklich einschneidend waren und bei denen der Verdacht politischer Vorteilnahme sicherlich nicht weniger berechtigt ist. Was die Schröders, Clements, Merz' und Steinbrücks aber wohl schützt ist, dass der Nachweis hier so viel schwieriger zu erbringen ist. Wulffens Bobbycar dagegen steht in seiner ganzen roten Plastikpracht gut sichtbar da."
[Quelle:
[Oeffinger Freidenker] | 17-02-2012]

II. Gauck: Eitel, selbstverliebt und unernst

Dr. Gerhard Rein war lange Jahre SWR-Korrespondent in der DDR. Sein offener Brief an Joachim Gauck erschien in 2011 auf der Website der Havemann-Gesellschaft.

Lieber Joachim Gauck,

als Ihnen im November letzten Jahres in München der Geschwister-Scholl-Preis verliehen wurde, und Ihr Laudator Peter Schneider Sie als Widerstandskämpfer in der DDR und also in die Nähe des gefährlichen Widerstands der Geschwister Scholl rückte, da war ich doch ziemlich erschrocken und fragte mich, ob wir unsere wirklichen Helden mit solchen Vergleichen nicht bedrohlich verramschen. Als ich dann zwei Monate später hörte, Ihnen würde nun auch noch der Börne-Preis verliehen, habe ich Michael Naumann einen Brief geschrieben:

„Sehr geehrter Herr Dr. Naumann,

Sie haben bestimmt, dass Joachim Gauck den Börne-Preis 2011 erhält. Nun wird Herr Gauck seit Jahren und Monaten mit Preisen ausgezeichnet. Sie bewegen sich mit Ihrer Wahl auf einer sehr breiten, ausgefahrenen Bahn.
Was meine Kritik herausfordert ist allein die Begründung für Ihre Entscheidung.

Sie schreiben: „Gauck repräsentiere den freiheitlichen Geist all jener in der ehemaligen DDR, die dem repressiven Staat durch politisches Engagement ein Ende bereiteten“. Nun, zur politischen Opposition in der DDR hat Gauck nicht gezählt. In den systemkritischen Friedens- und Umweltgruppen im Umfeld der Evangelischen Kirchen trat er nicht in Erscheinung. Im Netzwerk der Oppositionsgruppen war er nicht vertreten. An der Oekumenischen Versammlung, die 1988 und 1989 die wichtigsten Freiheitstexte gegen die SED und ihre Politik veröffentlichte, hat Gauck nicht teilgenommen.

Es gibt keinen Text von Joachim Gauck, der in der DDR von Hand zu Hand gereicht wurde. In den Publikationen, die in der DDR von kritischen Gruppen illegal herausgegeben wurden, taucht der Name Gauck als Verfasser nicht auf. Joachim Gauck hat sich im Oktober 1989 in Rostock dem „Neuen Forum“ angeschlossen. Vorher ist ein politisches Engagement gegen den repressiven Staat nicht auszumachen. Im Kontext der Oppositions-Geschichte der DDR ist Joachim Gauck ein Bürgerrechtler der letzten Stunde. Ihn als Repräsentanten all jener auszuzeichnen, die den freiheitlichen Geist gegen das System aufrecht gehalten haben, ist eine grobe Überzeichnung seines Lebensweges. Gaucks Talente und Verdienste haben sich nach der deutschen Einheit auf ziemlich eindrucksvolle Weise gezeigt. Vorher, zu Zeiten der DDR, war davon nichts zu hören und zu ahnen.

Nehmen Sie herzliche Grüße von

Ihrem G.R.

Michael Naumanns Anwort bestand aus vier freundlichen Zeilen. Er interpretiere die Biografie Joachim Gaucks anders als ich.

Nun muß ich aber erklären, warum ich Ihnen [Joachim Gauck] heute überhaupt schreibe. Den letzten Anstoß dazu gab ein Bericht über Ihre Rede auf dem Pfarrertag der evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Nachzulesen in der kirchlichen Sonntagszeitung vom 26.Juni 2011. Vielleicht kann ich gar nicht deutlich genug machen, warum mich dieser Bericht so erregt hat. Vielleicht liegt es daran, dass die Zitate aus Ihrer Rede mich in einer Weise herausfordern, die mit mir und meinem Selbstverständnis als Bürger aus der alten, westlichen Bundesrepublik zu tun haben.

Ich will das an kleinen Beispielen erläutern:
Sie polemisieren, wie Sie das ja schon bei Ihrer Dankesrede zum Börne-Preis getan haben, gegen Margot Käßmann. Sie können davon ausgehen, daß ich kein Käßmann-Fan bin und auch keiner mehr werde. Aber Käßmanns Satz: Nichts ist gut in Afghanistan, ist ein Epochen-Satz, der bleiben wird. Nun lese ich "Natürlich kann man sagen, es sei nicht alles gut in Afghanistan. Aber wo ist denn schon alles gut? In Frankfurt hier? In Preungesheim?" [So das Zitat aus Ihrer Pfarrer-Tags-Rede]. Sie vergleichen die Situation eines Krieges in Afghanistan mit sozialen Spannungen in Frankfurt und Preungesheim. Das ist intellektuell so dürftig [aber ich will ja freundlich sein, also sagen wir], das ist intellektuell so übersichtlich, dass ich nur den Kopf schütteln kann.

Vom Kirchentag in Dresden habe ich im Fernsehen zwei Berichte gesehen. In beiden gab es einen Ausschnitt aus Ihrem Vortrag dort. Sie verneigen sich nach dem langen Beifall vor dem Publikum. Was denken Sie, wie die Menschen, die Ihnen da applaudiert haben, wohl reagieren, wenn sie lesen, mit welchem Spott Joachim Gauck über sie herzieht. "Die Protestanten wähnen sich dann in der Mitte der Gesellschaft, wenn sie ihre Klageliturgien anstimmen können...Gutmenschliche Glaubenssicherheit, die von altlinker Ideologie angesteckt wird." Nach der artigen Verneigung folgt die Verhöhnung. Eine bemerkenswerte Haltung des früheren Rostocker Kirchentagspastors. Die von altlinker Ideologie angesteckten Protestanten. Das kann nicht Ihr Ernst sein. Von wem sprechen Sie? Meinen Sie die Dresdner Kirchentags-Redner Wulff, Merkel, de Maiziere, Schäuble, Gauck bei ihrem Schaulaufen um die Gunst der Zuhörer? Wenn Sie von altlinker Ideologie jammern, vermute ich bei Ihnen dahinter immer wieder ein Bild der alten Bundesrepublik, das voller Klischees, voller historischer Unkenntnis, voller Unterstellungen ist und von Denunziationen nicht weit entfernt.

So benutzen Sie die Vokabel Hessen-Süd. Um Gottes Willen: Hessen-Süd. Ein Schauer an Bildern: Vorhölle, Umsturz, Systemwechsel rasen den Rücken entlang. Nur, Hessen-Suüd ist schon weit mehr als zehn Jahren nicht einmal mehr rot. Aber woher sollen Sie das wissen? Sie bleiben lieber bei Ihrem 68er- bashing und schwärmen von der Freiheit, die Sie in Rostock als Schönheit in der Ferne wahrgenommen haben und müssen hier nun leider feststellen, dass wir uns nicht erlauben, Dankbarkeit zu zeigen für 60 Jahre Wohlsein.

Wem, um Gottes Willen, sollen wir dankbar sein? Ich bin an der Weichsel geboren und als Flüchtlingskind in und um Bremen aufgewachsen.

Eine Dankbarkeit bleibt für immer: Vor allem gegenüber den USA, die uns 1945 befreit und uns ermöglicht haben, eine tolerante, freie Gesellschaft, Rechtsstaatlichkeit und Liberalität zu lernen. Wir lernen immer noch.

Das 60 Jahre Wohlsein ist nicht vom Himmel gefallen. Die Schönheit aus der Nähe ist erstritten worden. Da ich doch geprägt bin von meiner Sozialisation in der evangelische Kirche, hat der von Paul Tillich geprägte Begriff: Protestantismus als Kritik und Gestaltung für mich nach wie vor seine Bedeutung. Ich will der Versuchung nicht nachgeben, den mecklenburgischen Theologen über prophetische Kritik aufzuklären, nur so viel: An unserem Wohlsein hat der Protest gegen die restaurativen Tendenzen der Adenauer-Zeit, die Demonstrationen gegen den Vietnam-Krieg meiner geliebten USA, die Ostdenkschrift der Evangelischen Kirche, die Sitzblockaden gegen die Raketen an den Zäunen in Mutlangen, die Öffnung zur oekumenischen Bewegung als Welt-Erfahrung und Überwindung der deutschen Provinz, der Boykott gegen das Apartheid-Sytem, die Anti-Atomkraft-Bewegung, das immer noch scheiternde Bemühen, die Armut in der Welt zu mindern wesentlichenAnteil. Unser Wohlsein ist ohne Kritik und Gestaltung nicht zu haben. Die wunderbaren Jahre sind ohne Kritik am Bestehenden keine wunderbaren Jahre. Und es bleibt eine Sehnsucht nach Gerechtigkeit und eine Sehnsucht, die über das hinausweist, was ist und sich nicht nur den Tatsachen anpaßt.

Herzlich,
Ihr Gerhard Rein

PS. Jean Ziegler ist als Eröffnungsredner der diesjährigen Salzburger Festspiele offiziell ein und dann wieder offiziell ausgeladen worden. Die Gründe dafür sind undeutlich. Sie (joachim Gauck) haben Ziegler ersetzt. Vor vielen Jahren erhielt Papst Johannes Paul II. einen Bambi. Die offizielle Begründung für die Preisverleihung lautete, man danke dem Papst für seine Verfügbarkeit. Wenn Sie ihn nicht schon längst haben, bin ich mir sicher, dass Sie auch bald einen Bambi verliehen bekommen.

Und noch dies:
In jeder der letzten Reden, die ich von Ihnen wahrgenommen habe, beschreiben Sie sich als einen "linken, liberalen Konservativen". Dass ich diese Selbstwahrnehmung nicht nur als eitel, selbstverliebt und unernst empfinde, hat auch damit zu tun, dass ich in Ihren Reden rechte Sprachmuster erkenne, die mich besorgt machen.

Uli Gellermann