Logo der freien Wählergemeinschaft Bürger für Hohn

Frachter einer Hamburger Reederei

im Mittelpunkt der schlimmsten Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer

Ein Schiff der König & Cie Dritte Schifffahrts GmbH & Co. in Hamburg stand im Mittelpunkt des bislang schwersten Unglücks mit einem Flüchtlingsschiff im Mittelmeer, das am 18.4. 2015 passierte. Es handelte sich um die unter Portugal-Flagge laufende "King Jacob", 9528 BRZ (IMO-Nr.: 9147215), die einem 20 Meter langen Boot aus Ägypten zu Hilfe kam, als dieses mit 800 bis 950 Menschen an Bord kenterte und sank.

Der tunesischer Skipper des Flüchtlingsschiffes, Mohammed Ali Malek (27), wurde, nachdem man ihn im Anschluss an seine Rettung erkannte, verhaftet. Man wirft ihm unter anderem mehrfache fahrlässige Tötung, Menschenhandel und Herbeiführung eines Schiffbruchs vor. Ihn und ein weiteres Besatzungsmitglied, der 25 Jahre alte Mahmud Bikhit aus Syrien, brachte man am Abend des 21.4. an Bord der "Gregoretti" der italienischen Küstenwache ins sizilianische Catania, gemeinsam mit 25 weiteren Überlebenden.

Ein weiterer Überlebender mit Verletzungen war bereits vorher nach Sizilien befördert worden. Die meisten der Geretteten wurden in das mit rund 5000 Menschen überfüllte sizilianische Auffanglager von Mineo gebracht, vier Minderjährige in ein Heim bei Catania. Die Flüchtlinge stammten unter anderem aus Eritrea, Somalia, Mali, Gambia, dem Senegal, der Elfenbeinküste und Bangladesch. Bislang konnten die Retter nur 24 Leichen bergen.

Malek sagte bei seiner Vernehmung durch die Staatsanwaltschaft aus, er habe nicht gewollt, dass die Besatzung der "King Jacob" ihn am Ruder entdecke. Deshalb versteckte er sich und deshalb sei das Boot zu nahe an den Frachter herangeraten, so dass es gegen den Rumpf des Containerschiffes schlug. In dem Moment seien alle Menschen an Deck auf eine Seite gelaufen. Durch die Wucht des Zusammenpralls sowie die Verlagerung des Gewichts legte sich das Schiff über. In der nachfolgenden Panik hatte niemand mehr die Kontrolle und das Flüchtlingsboot kenterte dann gegen 22 Uhr.

Augenzeugenberichte bestätigten das Verhalten. Nach bisherigen Erkenntnissen der Ermittler hat Malik das 20 m Schiff unvorsichtig gegen den Frachter manövriert, als er sich offenbar gleichzeitig unter den Flüchtlingen verstecken wollte, um nicht als Schlepper identifiziert zu werden. Gleichzeitig erhoben Zeugen Vorwürfe dergestalt, dass Malek betrunken gewesen sei und unter Rauschmitteln gestanden habe.

Gegen die Besatzung der "King Jacob", die von der Rettungszentrale zum Flüchtlingsboot beordert worden war, wurde nicht ermittelt. Ihr Kapitän hatte auch keinen Zusammenstoß wahrgenommen. Dafür war das Flüchtlingsschiff zu klein. Die "King Jacob" war in der Vergangenheit bereits an vier Rettungseinsätzen beteiligt gewesen. Erst am 15.4. hatte sie mit 100 Migranten an Bord im Hafen von Palermo festgemacht. Die "King Jacob" lag seit dem 20.4. in Al Khoms.

Es ist verwunderlich, dass die deutsche Presse überhaupt nicht verlauten ließ, dass es sich um ein Schiff einer deutschen Reederei gehandelt hatte, mit dem das Flüchtlingsboot kollidierte. Warum nicht? Schließlich hatten deutsche Reeder einige Tage zuvor die Bundesregierung aufgefordert, in der Frage der Flüchtlinge auf dem Mittelmeer mit der EU eine Lösung zu finden, weil es nicht sein kann, dass immer wieder Schiffe deutscher Reedereien die Rettung übernehmen müssen. Jetzt wird der Zusammenhang klar, der zuvor mehr oder weniger im Dunkeln blieb.

Haydn von Hohnstein