Unser Capt. berichtet:

Was geschiedt jetzt nach dem Segeln ?

Wenn der Rummel der Segelsaison vorbei ist, gehören die historischen Städtchen mit den Häfen der Region Faro den Kulturfreunden und Genießern.

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Kurz vor Mittag nach Lagos zu kommen, ist gefährlich. Denn um diese Zeit sind die Gassen des Küstenstädtchens in lauter köstliche Düfte gehüllt. An der einen Ecke riecht es nach Fischeintopf, an der anderen nach grilliertem Fleisch, dazwischen schwebt eine Marzipan-Wolke. Die vor den Restaurants postierten Menuekarten veranschaulichen die Palette lokaler Köstlichkeiten, von frisch gefangenen Sardinen, Makrelen, Thun- und Tintenfischen über würzigen Schinken bis zu Mandeln, Feigen und Orangen. Kein Wunder, läuft einem das Wasser im Mund zusammen. Und ehe man es sich versieht, sitzt man an einem Tischchen. Dabei war eigentlich zunächst ein kultureller Rundgang geplant.

Spuren der Geschichte

Lagos war vom 16. bis zum 18. Jahrhundert die Hauptstadt der Algarve und besitzt ein gut erhaltenes historisches Stadtbild, dominiert von malerischen Häusern und reich verzierten Palästen. Gelbe, blaue und grüne Fassaden, zierliche Spitzbogenfenster, gekachelte Friese und kunstvoll vergitterte Fensterbrüstungen kontrastieren mit den groben braungrauen Mauerresten der mittelalterlichen Stadtbefestigung. Da und dort erhebt sich ein Kirchturm und öffnet sich ein Platz im Gassengewirr. Die Kirche Santo António aus dem 17. Jahrhundert beherbergt prächtig vergoldetes Schnitzwerk. Im benachbarten regionalen Museum sind Gemälde sowie archäologische und volkskundliche Gegenstände ausgestellt. Und in der Festung Ponta da Badeiro, unten am Meer, werden die einst von Portugal eroberten Gebiete veranschaulicht.

Der Verdauungsspaziergang führt zur Uferpromenade, deren Name «Avenida dos Descobrimentos» an die Vergangenheit erinnert, als Lagos ein wichtiger Hafen und Ausgangsort für Entdeckungsfahrten und kriegerische Exkursionen war. Auf dem Hauptplatz mit dem Rathaus steht eine moderne Skulptur von König Sebastião, der sich 1578 hier für seinen Afrikafeldzug einschiffte, von welchem er nie mehr zurückkehrte. Auch Heinrich der Seefahrer, der 1438 nach Lagos kam, um den Bau seiner Karavellen zu begutachten, ist mit einem Denkmal verewigt.

Von Europas erstem Sklavenmarkt unter den Arkaden gegenüber der Kirche Santa Maria erzählen hingegen nur noch die Eisenpfeiler, an denen die Unglücklichen jeweils festgebunden waren. Heute dient die Halle als Kunstgalerie. Aus Portugals Vergangenheit berichtet auch das nicht weit von Lagos entfernte Silves, das unter maurischer Herrschaft die Hauptstadt des Königreichs der Algarve war und als «Bagdad des Westens» bekannt war. Heute liegt das Städtchen mitten in Portugals größtem Orangen-Anbaugebiet. Seine weitläufige Burganlage und die Gassen mit den niedrigen Häusern und der gotischen Kathedrale wirken recht verschlafen.

 Vielen Touristen ist wohl die 17 Kilometer weite Fahrt von den Badeorten her zu mühsam. Die Körbe, Korktaschen und Spitzendecken in den Souvenirshops sind verstaubt; an vielen abbröckelnden Fassaden hängen Verkaufsschilder. Immerhin gibt es ein paar kleine Restaurants, welche die portugiesische Spezialität «Hähnchenbrust an Piri-Piri-Sauce» offerieren, ein aus Portugals ehemaliger Kolonie Angola stammendes, scharfes Gericht.

Wer Abgeschiedenheit sucht, könnte für wenig Geld hier Ferien machen. Freundschaftliche Kontakte mit der Bevölkerung wären garantiert. Viele Einheimische sprechen Deutsch. Sie haben lange Arbeitsjahre in Deutschland oder der Schweiz verbracht. Doch die meisten Ausländer träumen wohl eher von einer Terrasse mit Blick übers Meer, einem Pool vor dem Zimmer, einem Spa nebenan und einem Gourmetrestaurant in Gehdistanz. Das ist an der Algarve natürlich ebenfalls zu haben.

Luxus am Meer

Eine der schönsten Anlagen ist das Hotel Vila Vita Park in Porches, nahe dem Ferienort Portimão. Das 1992 eröffnete Flaggschiff der deutschen Vila-Vita-Kette ist Mitglied bei «Leading Hotels of the World» und verfügt über einen 22 Hektaren großen subtropischen Park direkt am Meer. Der maurisch inspirierte Hotelbau umfasst Residenzen und Villen samt erstklassigem Wellnessbereich und mehreren Restaurants, Pools und Sporteinrichtungen. Allein das Restaurant «Ocean» wäre einen ausgiebigen Aufenthalt wert. In diesem mit zwei Michelin-Sternen dekorierten Gourmettempel wird Haute Cuisine unter der Regie des österreichischen Chefkochs Hans Neuner auf überraschende Weise zelebriert.

Auf der Speisekarte sind lediglich die verwendeten Lebensmittel aufgeführt, auf den Tellern erscheinen jedoch essbare Kleinskulpturen und Bilder in verblüffenden Formen und Farben. Und diese setzen sich vorwiegend aus einheimischen Erzeugnissen zusammen. Die Fische und Meeresfrüchte kommen von Fischern aus der Umgebung von Sagres am südwestlichsten Zipfel des Landes, das Fleur de Sel wird in der Nähe von Portimão gewonnen, und das Bio-Fleisch sowie das herb-süße Olivenöl stammen vom ressortierenden Landgut «Herdade dos Grous», dem «Landgut der Kraniche», in der nahen Region Alentejo. Die dortigen Rebberge liefern zudem mehrere kräftige Weiß- und Rotweine, welche in den letzten Jahren verschiedene Auszeichnungen erhielten. Im Gewölbekeller des «Vila Vita Parc» lagern über 11 000 Flaschen, von denen einige bis zu 150 Jahre alt sind. So ist auf jeden Fall für Sonne im Glas gesorgt, wenn sich – entgegen den Versprechungen der Touristiker – am herbstlichen Himmel mitunter doch einmal keine Sonne zeigen sollte.

Übrigens: Deutsche in der Algarve haben bereits über Briefwahl ihre Stimmen abgegeben.

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Haydn von Hohnstein