www.Montessori-Shop.de - Der Shop für Montessori-Material im Internet.

Breitbandanschluss in Hohn und im mittleren Schleswig- Holstein

Wurde hier etwas Gutes und Zukunftsfähiges schlecht gemacht?

teilesuche24_Startseite Montessori-Shop.de - Ihr sympathischer Shop für Montessori-Material und Lernspielzeug.
Bis Anfang November 2013 wollten Zweckverband und beauftragte Firma genügend Interessenten finden, damit der Breitbandanschluss im ländlichen Bereich mittleres Schleswig- Holstein realisiert werden kann. Dazu gab es überall Informationsveranstaltungen und im Internet kann sich jeder informieren, was gewollt ist. Festzustellen bleibt: das anvisierte Ziel von 60% Voranmeldungen wurde weit verfehlt. Auf jeden Fall in Hohn. Der Hauptausschuss des Amtes befasste sich im November mit diesem Thema. Öffentliche Informationen zum dort vorgetragenen Sachstand oder einen eventuellen Beschluss gibt es bisher nicht. Auch auf der Amtsseite findet sich noch kein Protokoll dazu. Das letzte eingestellte Protokoll datiert von Januar 2012, ist also schon fast 2 Jahre alt. Es ist dringend an der Zeit, dass sich dieser Zustand endlich ändert, denn nur mit der Information der Bürger auch über das Amt und die Gemeinde wird das ehrgeizige Projekt des Zweckverbandes zu realisieren sein.

Warum ist die Nachfrage so gering?
Die BfH ist dem nachgegangen und analysierte das, was dem Bürger Kunde an Informationen zur Verfügung steht. Dabei stellten wir fest:

1. Mit der Gründung eines Zweckverbandes für die Breitbandversorgung wurde (wieder einmal) die schlechtmöglichste, weil undemokratischste und undurchsichtigste Organisationsform gewählt. Gerade im ländlichen Raum sind so einige Bürger noch bedient von den Zwangsanschlüssen im Abwasserbereich, die sie zum Teil sehr viel Geld kosteten, wo es preiswertere Alternativen gegeben hätte und vor allem wegen des "Zwangs". So werden Zweckverbände von engagierten Bürgern zunehmend als "Zwangsverbände" wahrgenommen. Mehr Vertrauen kann der Zweckverband an sich auch nicht gewinnen, wenn sich herausstellt, dass über mehrere Jahre in Hohn zu viel für das Abwasser bezahlt wurde und angesichts der Lösung für die Rückerstattung der Gelder an die Bewohner.

Die Wahrnehmung als "Zwangsverband" folgt auch daraus, dass eine Gemeinde zwar schnell in einen Zweckverband eintreten, aber früher gar nicht, inzwischen nur mit großen Hürden, wieder austreten kann. Da die Rechtsprechung in Deutschland inzwischen den Städten und Gemeinden auch Zwangsanschlüsse zum Beispiel in der Wärmeversorgung und anderen Versorgungsbereichen zugestanden hatte, bleiben kommunale Zweckverbände eben "Zwangsverbände" und man kann ja nicht ausschließen, dass es auch bei den Breitbandanschlüssen zu Zwangsanschlüssen kommen könnte. Der Norddeutsche verfügt ohnehin über ein großes Beharrungsvermögen.

Ebenfalls kontraproduktiv ist die mit der Arbeit der Zweckverbände fast immer verbundene Undurchsichtigkeit der Beitrags- und Gebührenberechnungen. Das gilt auch für Hohn. Schließlich hatte der Ex- Bürgermeister Müller auf Nachfrage in der Gemeindevertretersitzung von Herrn von Hohnstein zu den Abwassergebühren lediglich geantwortet: "Dafür gibt es Gremien, die das prüfen." Diese Gremien sind genau so wenig wie die Zweckverbände selbst demokratisch legitimiert.

Schlussfolgerung: Vertrauen schafft man anders, nicht über einen Zweckverband!

2. Das Ziel, den Beginn der Bauarbeiten für die Verlegung des Glasfaserkabels von einer Vorvertragsdichte in Höhe von 60% der Haushalte abhängig zu machen, ist zwar verständlich, wirkt jedoch ebenfalls abschreckend und dürfte vor allem utopisch sein. Von den ca. 1.000 Hohner Haushalten müssten sich demzufolge 600 dazu entschließen, das Angebot nutzen zu wollen.

Bekanntermaßen verfügen ca. 10% der Haushalte gar nicht über ein Einkommen, das es ihnen ermöglichen würde, jeden Monat mindestens 50,00 € für die Breitbandversorgung auszugeben. Für diese Haushalte gibt es Internetcafes oder die Möglichkeit, in Bibliotheken das Internet zu nutzen bzw. sie gehen zu Freunden oder Bekannten. Sie fallen bereits als mögliche Kunden aus. Damit sind wir bei 90% der Haushalte, von denen schon zwei Drittel als Vorvertragskunden zu gewinnen wären, nicht mehr nur 60%. Wenn wir jetzt auch noch Rentnerhaushalte abziehen, die sich wenig bis gar nicht mit dem Internet befassen, steigt der Anteil zu gewinnender Kunden von den verfügbaren Haushalten weiter an. Schauen wir nun auf die aktuelle Verteilung der Marktanteile an der Versorgung mit einem Internetanschluss zeigt sich, dass zwar die Telekom der Marktführer ist, aber einen so hohen Anschlussgrad, wie ihn der Breitbandzweckverband anstrebt, nicht vorweisen kann. Dafür gibt es zu viele Konkurrenten. Wer solche hochgesteckten Ziele erreichen will, muss die Kunden nicht nur auf den Fahrersitz setzen, sondern ihnen sogar die Autoschlüssel in die Hand geben. Gibt es deshalb einen Zweckverband, weil "man" davor Angst hat?

3. Der angebotene Breitbandanschluss bietet eine beste zukunftsfähige Versorgung, wie sonst nichts, führt als Aussage auch nicht zu so viel Vertrauen, dass sich sofort jedermann entschließt, einen Vorvertrag zu schließen. Schließlich weiß man ja nicht sicher, ob man da gegebenenfalls wirklich wieder raus kommt (siehe Zweckverband). Hinzu kommt auch noch, dass sich heute niemand vorstellen kann, was Geschwindigkeiten von mindestens 50 Mbit/s für den Nutzer eigentlich bedeuten, da jegliche Erfahrungswerte fehlen. Die meisten Hohner wären froh, wenn sie sicher die vielfach bereits vertraglich versprochenen 16 Mbit/s auch tatsächlich schon hätten. Sie wären überwiegend damit zufrieden. Diese Erfahrung, dass solche Werte zumeist tatsächlich gar nicht erreicht werden, macht natürlich misstrauisch angesichts der Geschwindigkeitsangabe "bis zu 50 Mbit/s". Bei "mind. 50 Mbit/s" wäre das sicher schon anders.

4. Kaufentscheidungen werden vorrangig gefühlsmäßig gefällt, nicht verstandesmäßig. Doch das gesamte Marketing ist kopflastig aufgebaut. Das Gefühl wird gar nicht angesprochen, Wärme und Vertrauen überhaupt nicht erzeugt. Der Kopf sagt natürlich "Nein" wegen zu großer Ungewissheit und nicht nachvollziehbarer Kosten für den Anschluss, der natürlich teurer wird als das, was "man" derzeit benötigt.

Die Ämter und Gemeinden vergaßen, die Bürger von Anfang an auf dem Weg mitzunehmen. So blieb die Gründung des Zweckverbandes selbst eher unbemerkt, auf der Website findet man nur ein spärliches Impressum, die Organisationsstruktur bleibt dem Betrachter vollständig verborgen: Alles Dinge, welche unser Gefühl negativ beeinflussen. So kommt sich der Bürger vor, als wenn er wieder nur die zahlende Sau sein soll zugunsten der Allgemeinheit.

Wie kann man aus dieser Sackgasse heraus kommen?
Indem die Gemeinden das machen, was angebracht wäre: Der Zweckverband wird in eine Genossenschaft umgewandelt, in der neben den Gemeinden und Ämtern auch alle Bürger Mitglied werden, die einen Glasfaserbreitbandanschluss haben wollen. Innerhalb der Genossenschaft werden alle über Kosten, Einnahmen und Ausgaben und Nutzen informiert. Das ist der Teil für den Kopf. Das Gefühl bedient die Genossenschaft durch die Erzeugung von Vertrauen durch Transparenz und genossenschaftliches Leben, das gemeinsame Finden von Lösungen und gemeinsames Treffen von Entscheidungen. Vorbild können Wohnungsbaugenossenschaften sein nach dem Motto: "Jeder kann, keiner muss, alle dürfen."

Das Marketing wäre darauf auszurichten, Genossenschaftsmitglieder zu werben, was schon aus sich heraus mehr mit dem Gefühl zu tun haben wird als das Verkaufen eines Anschlusses. Das Marketing muss den Menschen das Gefühl geben, gut aufgehoben zu sein, was ein Zweckverband schon per se nicht vermitteln kann. Außerdem muss den Menschen fühlbar nahe gebracht werden, welche Verbesserung die höhere Geschwindigkeit tatsächlich mit sich bringt und welche Zukunftspotenziale geschöpft werden können: konkret erleb- und fühlbar, nicht zahlenmäßig abstrakt. Eine große Chance, die bisher überhaupt nicht genutzt wird, ist die kritikwürdige Hotline, der kritikwürdige Service der bisherigen Anbieter von Anschlüssen. Dadurch, dass der Zweckverband und die beauftragte Firma zu ihrem Nutzungsservice überhaupt keine Aussagen machen, wird das "Neue" automatisch durch die bisher gemachten Erfahrungen negativ abgestempelt.

Ja, es geht um ein zukunftsfähiges Hohn und mittleres Schleswig- Holstein. Daran sollten alle mitgestalten dürfen.

Dipl.- Ing. Sylke Wegener